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29, ledig, keine Kinder

Tja, so sieht es nun einmal aus! Seit kurzem ziert diese Zahl mein Leben. Nein. Sie bestimmt es, sie regiert es! Ich hatte Panik vor meinem 29sten Geburtstag. Nicht, weil ich einen Grund dafür hatte, sondern weil mir ein Grund geliefert wurde.

29 ist kurz vor der 30. Und mit 30 ist das Leben einer Frau ja bekanntlich vorbei. So wird es jedenfalls oft dargestellt. Ob in den Medien oder im Alltag, überall heißt es: „Für die Frau ab 30“. Es gibt sogar Tagescremes für dieses Alter: FALTENCREME?! Die brauche ich noch nicht. Auch meine Freundinnen denken so. Jedenfalls die, die noch ein Stückchen weiter weg sind von dieser (Unglücks-)Zahl. Mit ihnen gehe ich feiern und genieße meine `Jugend`. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, dann fühle ich mich auch nicht so, wie andere in meinem Alter aussehen. In Wirklichkeit bin ich aber wahrscheinlich kaum zu unterscheiden von Gleichaltrigen. Bei mir herrscht halt nur der Leitsatz: Ich bin so alt, wie ich mich fühle. Das variiert leider aber immer wieder. Ist die 30 die neue 13? Also doch eine Unglückszahl? Oder vielleicht schon die 29? Bei mir jedenfalls geht es jetzt ja schon los: Die Panik, Torschlusspanik nennt man das auch.

Vor ein paar Tagen habe ich jemanden kennengelernt und ich habe mich vorgestellt. So wie man das halt macht: „Ich bin 29, ledig und habe keine Kinder.“ Mein Gegenüber hat ein Gesicht gemacht, als ob gerade das Schlossgespenst höchst persönlich vor ihm stehe. Er neigte den Kopf zur Seite, zog die Augenbrauen mitleidig zusammen, formte die Lippen zu einem Schmollmund und presste ein forderndes „Nen Freund haste aber schon, oder?“ heraus. "Ernsthaft?", fragte ich mich innerlich. „Na klar habe ich einen Freund!“ habe ich gesagt, und am liebsten hätte ich noch hinterhergeschrien: „Hör auf mit der Mitleidstour!!!! Ich bin nicht krank, mir geht es gut, ich habe ein tolles Leben, ich bin nur NEUNUNDZWANZIG!!!!!“ Natürlich habe ich das nicht getan. Allerdings hat mich diese Situation zum Nachdenken angeregt. Natürlich nicht zum ersten Mal, denn im Alter kommt man ja auch ins Grübeln. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass mein Leben wirklich in Ordnung ist. Ich habe einen Freund, einen Job den ich Liebe und in dem ich tolle Sachen erlebe und ich super Leute kennenlernen darf und ich lebe auch wirklich mein Leben. Außerdem bin ich ja erst 29. Also noch topfit, in der Blüte meines Lebens, quasi noch ein Küken.

Tja und dann treffe ich eine alte Freundin. Ich kenne sie schon seit der Krabbelgruppe, und dort ist sie auch bald wieder zu finden: Sie wird in einem halben Jahr 30. Ist also schon viiiieeeeel älter als ich. Ich war eingeladen – zu Kaffee und Kuchen, was ansich ja schon ziemlich spießig und altbacken klingt….

…..uuuuuund Baby angucken. Ja genau. Sie ist fast 30, verheiratet, hat ein Haus auf dem Land und ein 3 Monate altes Kind. Ich kam also aus meiner unaufgeräumten Stadtwohnung aufs Land in ihr renoviertes Bauernhaus. Aufgeräumt, sauber und total erwachsen sah es dort aus. Und dieses 'erwachsen' hat mir richtig Angst gemacht! Wir saßen in ihrem Esszimmer, haben Sanddorntorte gegessen und Fotoalben von der Hochzeit bis nach!!! der Geburt gewälzt. Auf dem Boden lag dieser kleine süße Fratz gurgelnd unter einem Spielbogen und war einfach nur süß. Den Kuchen habe ich schnell verschlungen, der Kaffee war auch ratzfatz weg und dann erwischte ich mich doch tatsächlich auf dem Boden sitzend und eiteitei-und bubububu-machend neben diesem kleinen Wunder. Und genau in diesem Moment kam die Stimme von meiner Mutter in meinen Kopf, ja ich sah sie förmlich vor meinem inneren Auge und sie grinste und sagte: „Steht dir auch gut, so ein Kind!“ Natürlich steht mir das gut, ich bin ja auch schon fast 30 dachte ich….NEIN. Ich bin 29 und natürlich rein Körperlich schon seit Jahren bereit für all das. Mann, Kind und Haus – all das wäre völlig O.K. und keiner würde verwirrt gucken. ABER… ich bin 29 und noch keine 30.

Schaue ich ganz jugendlich meine „Freunde“ auf facebook durch, dann begegnen mir tagtäglich die Anzeichen des Älterwerdens: Die einen posten Bilder von ihren Baby´s, oder sind sogar schon damit durch und versuchen ihren Babykram im Netz zu verhökern und wollen jedem und allen den Kram anschnacken. Die anderen sind im Stadium Nestbau: Bedeutet, ich sehe mindestens einmal die Woche ein Bildchen von einem glücklichen Pärchen auf dem Land stehend, strahlend, eingehackt und einen Spaten in der Hand haltend und locker den Fuß drauf stellend. Dieses wird dann mit den Worten betitelt: „Der erste Spatenstich!“ Ein paar Wochen später werden Rohbaufotos gezeigt und dann findet eine Abstimmung über die Badezimmerfliesen statt. Und zu guter Letzt kommt dann das finale Bild, von dem glücklichen Pärchen vor einem ländlichen Einfamilienhaus mit Garage, Carport und weißem Gartenzaun. Schön! Und ich denke mir grummelnd: Ja und den ganzen Mist müsst ihr auch sauber machen, während ich…

……mein Leben genieße und irgendwie garnicht mehr so viel Angst vor der nächsten Zahl habe! Wie hieß die nochmal? Ach ja....29 ;)

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