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Statussymbol Freund

Ich lebe zurzeit in einer der schönsten Städte Norddeutschlands – in Bremen. Gebürtig komme ich quasi aus Bremens kleiner Schwester. Bremerhaven ist genauso schön, aber im Gegensatz zu Bremen ein Dorf. Jeder kennt jeden, oder wenigstens jemanden, der jemanden kennt, der denjenigen kennt, der gemeint ist! Und auch wer aus den umliegenden Dörfern kommt, gehört mit zu Bremerhaven, denn diese Stadt liegt, wie so ein kleines Metropolis, zwischen all den vielen Dörfern in Niedersachsen. Und in dieses, mein persönliches Metropolis bin ich am Wochenende zurückgekehrt, wie schon oft vorher, doch dieses Mal war etwas anders: Ich habe viele „Freunde“ getroffen.

Freitags Abends ist ein Hotspot in dieser schönen kleinen Stadt oftmals das Eisstadion. So war es auch an diesem besagten Tag. So ging ich nun zum Eishockeyspiel der Fischtown Pinguins. Recht nostalgisch gestimmt betrat ich die Halle. Als Teenager bin ich nämlich regelmäßig, nein, jedes Mal bei den Heimspielen der Seestadt-Kämpfer gewesen. Ich war nicht nur als Zuschauer da, sondern voll dabei… so ein richtiger Fan halt. Mit Trikot, Schaal, Gegröle und Fangesängen. Mit meinem Umzug vor ein paar Jahren nach Bremen ist es leider mit meinen Besuchen in der Eishalle weniger geworden. Umso aufgeregter war ich also. Ich war gespannt alte Freunde zu treffen und in viele bekannte Gesichter blicken zu können. Denn das „Drumherum“ ist mindestens genauso wichtig, wie das Spiel an sich.

Ich tat also den ersten Schritt in die Halle. Freudig nervös war ich, wen ich wohl an diesem Abend wiedersehen würde. Das Schaulaufen begann: Wir waren eine halbe Stunde vorher da, obwohl wir feste Sitzplätze hatten. Vorher muss aber ja eine Runde gemacht werden. Einmal muss flaniert werden. Das ist das Gute an so einem Stadion. Man kann, wie meine Mama so schön sagt, „einmal um´ Pudding gehn“. Nach einer gesamten Runde war ich erst einmal bedient. Wo waren all meine Freunde hin? Jeder einzelne, den ich damals bei einem Spiel der Fishtown Pinguins getroffen hatte war ein Grund dafür, dass ich gerne in die Eishalle ging. Und schon wieder wurde ich dezent darauf hingewiesen, dass ich älter wurde. Naja, die Zeiten ändern sich halt. Alle werden älter und haben Verpflichtungen. War ja auch naiv von mir, zu denken, dass sich nichts geändert hätte und alles so sei, wie vor zehn Jahren.

In der ersten Drittelpause habe ich dann noch einmal eine Runde gedreht. Und tatsächlich, ich habe „Freunde“ getroffen. Und dann merkte ich, irgendwas war anders. Nicht nur, dass wir älter geworden waren… Wir standen uns also gegenüber und sagten: „Na, wie geht´s dir? Und was machst du so? Ahhh ja ich muss dann auch mal weiter!“ Und da war es klar: Wir hatten uns einfach nichts mehr zu sagen. Und so ging es mir mit Zahlreichen Leuten, die ich an diesem Abend getroffen habe. Ich dachte ich würde nach Hause gehen und freudig beschwingt sein, weil ich so viele alte tolle Freunde getroffen hatte. Stattdessen trottete ich mit gesenktem Kopf durch den Freitagabend, obwohl die Fischtown Pinguins sagenhaft gewonnen haben und dachte über das Wort Freundschaft nach. Was fehlte jetzt? Warum hatten wir keine Gemeinsamkeiten mehr? Auf facebook waren diese Leute diejenigen, die gerne meine Beiträge liken oder auch einmal kommentieren. Und ich höre ja auch noch was von ihnen – durch facebook. Und da wurde es mir klar. Ich wollte es nie wahr haben, aber man muss einen Unterschied machen zwischen Freunden und „Freunden“.

294 – Zweihundertvierundneunzig Freunde!!! habe ich auf Facebook. Rund 20 davon sind der harte Kern. Mit ihnen teile ich Meinungen und viele Ereignisse, die ich erlebe. Der Rest sind viele tolle, nette Menschen, die mir jemals in meinem Leben begegnet sind und mit denen ich bestimmt auch tolle Sachen erlebt habe, aber die mich teilweise real noch nicht einmal Grüßen. Das passiert nämlich auch! Warum will man mit jemandem auf Facebook „befreundet“ sein, wenn man denjenigen ignoriert, wenn man ihn trifft? DAS ist mir an diesem Tag im Eisstadion auch passiert. Da frage ich mich doch: Warum sollte ich mir die Katzenfotos oder auch Urlaubsbilder von demjenigen auf Facebook angucken, wenn er es nicht für nötig hält mir im wirklichen Leben „Hallo“ zu sagen?! Ist virtuelle Anteilnahme und Anerkennung mehr wert als ein einfaches „Hallo“? So eine Art Statussymbol? Mein Auto, mein Haus, meine Jacht, meine Facebooklikes! Ich war auf jeden Fall sehr enttäuscht und freue mich über jeden, der mir beim nächsten Mal ein Lächeln zuschmeißt oder auch ein Hallo!

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